Mario Leiter: „Geldtasche der Eltern darf nicht über Auf- und Abstieg eines Schülers entscheiden"
Schätzungen gehen davon aus, dass Vorarlbergs Eltern in diesem Schuljahr 5,2 Millionen Euro aufwenden mussten. Betroffen davon ist etwa ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler bzw. deren Eltern. Die SPÖ Vorarlberg startet deshalb eine Initiative, damit das Land kostenfreie Nachhilfe anbietet: „Die Inflation trifft viele Familien mit voller Härte. Daher fordern wir die Landesregierung auf, Pflichtschüler:innen, denen eine negative Beurteilung droht, eine kostenlose Nachhilfe anzubieten. Das Burgenland zeigt gerade vor, wie es geht“, so der designierte Parteichef der SPÖ Vorarlberg, Mario Leiter.
Teuerung schlägt zu: Ausgaben für Nachhilfe um 18,9% gestiegen
Dem geplanten Landtagsantrag der Vorarlberger SPÖ liegt eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zugrunde. Diese zeigt klar auf: Familien im Schuljahr 2022/23 haben österreichweit insgesamt 121,6 Millionen Euro für private Nachhilfe ausgegeben haben. Dieser Betrag ist durch die Inflation um 18,9 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr angestiegen.
Aus diesem Anlass hat die sozialdemokratisch geführte Landesregierung im Burgenland Verantwortung übernommen. Alle burgenländischen Pflichtschüler:innen, bei denen in Deutsch, Mathematik, Englisch oder in den Minderheitensprachen die Gefahr einer negativen Beurteilung besteht, sollen ab nächstem Schuljahr das Angebot einer kostenlosen Nachhilfe erhalten. Dies gilt für Volksschulen, Mittelschulen und Polytechnische Schulen. Diesem Vorbild möchte die SPÖ Vorarlberg folgen und die Gratis-Nachhilfe auch in Vorarlberg implementieren.
Inflationsbekämpfung: Land soll im eigenen Bereich tätig werden
Das burgenländische Modell sieht wie folgt aus: Sobald bei einer Schülerin oder einem Schüler ein negativer Leistungsabfall festgestellt wird, sollen Eltern ab dem Schuljahr 2023/24 gemeinsam mit der Frühwarnung das Angebot der kostenlosen Nachhilfe in der Schule bekommen. Dann können sie ihr Kind bei der Klassenlehrerin bzw. beim Klassenlehrer für die Nachhilfe anmelden. Die Schüler:innen können die Nachhilfe in einem oder mehreren Fächern in Anspruch nehmen. Das Angebot soll einen Acht-Stunden-Block umfassen und ist bedarfsorientiert und flexibel gestaltet: Je nach Lernstand des Kindes können die vollen acht Stunden oder weniger in Anspruch genommen werden, aber auch eine Erweiterung um acht Stunden ist möglich. Der Fokus des Projekts soll neben den anderen Schulformen vor allem auf die Polytechnischen Schulen gerichtet sein, weil hier ein positives Abschlusszeugnis für den Einstieg in die Lehre und die weitere Zukunft besonders wichtig ist.
„Das Burgenland zeigt vor, wie ein Bundesland im eigenen Handlungsbereich das Beste für seine Kinder und Jugendlichen erreichen möchte. Denselben Anspruch habe ich auch für Vorarlberg, darum sollten wir diesem Beispiel folgen und ein ähnliches Modell im Ländle verwirklichen“, sagt Mario Leiter.
Vorarlberger Wirtschaft freut sich über jeden einzelnen zusätzlichen Absolventen
Mario Leiter möchte, dass es auch in Vorarlberg eine ähnliche Lösung von Landesseite für Schulkinder und deren Eltern gibt. Dabei ist es wichtig, die Idee aus dem Burgenland an die konkrete Situation in Vorarlberg anzupassen. Er steht deshalb bereits im Austausch mit Expertinnen und Experten sowie dem SPÖ-Landtagsklub, der morgen einen entsprechenden Antrag an den Landtag einbringen will.
„Das Modell muss nicht genauso aussehen wie im Burgenland, aber es muss dasselbe Ziel erreichen: Dass Kinder unkompliziert Nachhilfe in Anspruch nehmen können und dass Eltern von den hohen Nachhilfekosten entlastet werden. Wie so oft ist vernünftige Sozialpolitik dabei auch vernünftige Wirtschaftspolitik, weil Schüler:innen, anstatt abzurutschen und ausgegrenzt zu werden, durch diese Unterstützung den Weg in eine Lehre oder einen Beruf schaffen. Unsere Unternehmer werden sich über jede und jeden Einzelnen freuen, der hier motiviert die Schule verlässt und sich zur Fachkraft ausbilden lassen möchte“, ist sich Leiter sicher.
„Als Polizist sehe ich auch die sozialen Folgen von zurückgelassenen Jugendlichen. Ich bin daher davon überzeugt, dass nicht die finanziellen Mittel einer Familie über Auf- oder Abstieg entscheiden dürfen. Ich selbst habe bei 1.500 Vorträgen und Seminaren Jugendliche bei der Alkoholprävention begleitet. Wenn man mit Jugendlichen arbeitet, dann weiß man, wie sehr solche Bildungsangebote wie eine Nachhilfe das ganze Leben dieser jungen Menschen verändern können – und somit von uns allen“, appelliert Mario Leiter an die Landesregierung, den Antrag anzunehmen.