Gut ausgebildete Fachkräfte, keine reinen Betreuer
Die SPÖ bilanziert die heutige Präsentation der Landesregierung zum Start der Pflegeausbildungen in Vorarlberg kritisch. Angesichts der dramatischen Personalsituation im Pflegebereich stellt die SPÖ vor allem das Modell der „Pflegelehre“ in Frage.
„Pflegelehre“ produziert Betreuungskräfte, keine Pflegerinnen und Pfleger
Es sei ein Trugschluss, wenn man glaube, mit der Pflegelehre die Personalnot auch nur ansatzweise zu überwinden, sagt SPÖ-Pflegesprecherin Elke Zimmermann. „Der Begriff ‚Pflegelehre‘ ist stark irreführend. Es ist keine Pflegeausbildung, wie wir sie brauchen würden. Vielmehr handelt es sich um eine Lehre für die Betreuung von Pflegebedürftigen. Wir brauchen aber keine reinen Betreuungskräfte, sondern gut ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger“, so die Sozialdemokratin. Das Ergebnis seien junge Menschen mit einer Ausbildung, für die im Pflegesystem kein echter Bedarf besteht. Sowohl für die Ausgebildeten als auch für das Pflegesystem führt die Pflegelehre in die Sackgasse, so Zimmermann.
Für mehr Engagement beim Ausbilden von Fachkräften
Zimmermann ruft die Landesregierung deshalb dazu auf, das Projekt „Pflegelehre“ nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen müsse man darauf setzen, mehr Personen in die Fachausbildungen zu bekommen. „Hier braucht es mehr Engagement von der Landesregierung. Dazu zählt es, Anreize zu schaffen. Vor allem Menschen, die bereits auf Lebenserfahrung zurückblicken können, sind für die Pflege ein Gewinn. Um sie zur Umschulung zu gewinnen, ist die bessere Bezahlung während der Ausbildung ein erster wichtiger Schritt. Schlussendlich ist es aber immer noch zu wenig. Sie sollten ähnlich gut bezahlt werden wie etwa Polizeischülerinnen und -schüler“, so Zimmermann.
Land soll Auszahlung des Gehaltsbonus für Pflegekräfte noch in diesem Jahr garantieren
Wichtig ist zudem, die bestehenden Arbeitskräfte im Pflegebereich zu halten. Dazu zählt neben guten Arbeitsbedingungen auch eine angemessene Bezahlung. Die Landesregierung hat heute angekündigt, dem Bund gegenüber auf die Auszahlung des „Gehaltsbonus“ für Pflegekräfte noch in diesem Jahr zu drängen. Der SPÖ ist dieses „Drängen“ zu wenig. Sie möchte, dass das Land die entsprechende Summe auf alle Fälle vorstreckt. Bereits Ende Juni haben die Sozialdemokraten dazu einen Antrag eingebracht, der demnächst im Landtag behandelt wird. Zimmermann: „Nach zwei Jahren der Pandemie haben sich die Pflegekräfte den Bonus mehr als verdient. Das Land ist hier in der Verantwortung. Das bedeutet, dass man den Pflegekräften diesen Bonus noch in diesem Jahr fix garantieren soll – wie man das mit dem Bund verrechnet, darf nicht die Sorge der Kolleginnen und Kollegen in der Pflege sein“, so Zimmermann.