Zum sechsten Mal wurde der Kurt-Rothschild-Preis für Wirtschaftspublizistik des Karl-Renner-Instituts und des SPÖ-Parlamentsklubs verliehen. Der diesjährige Hauptpreis geht an die Ökonomin Mariana Mazzucato.
Mazzucato ist Professorin für „Economics of Innovation and Public Value“ am University College London, wo sie auch das von ihr gegründete „Institute for Innovation and Public Purpose (IIPP)“ leitet. Die Entscheidung der Jury fiel aufgrund Mazzucatos Arbeiten zur Rolle der öffentlichen Hand, wenn es darum geht, technologischen und sozialen Fortschritt im Sinne des Gemeinwesens zu fördern. Den Preis für sein wissenschaftliches Lebenswerk bekam Emmerich Tálos von der Universität Wien.
Schädlichkeit neoliberaler Dogmen
Unsere Vorsitzende und Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner betonte in ihrer Laudatio auf Mariana Mazzucato, dass gerade die Corona-Krise spürbar gemacht habe, wie wichtig ein funktionierender Staat sei: „Der Staat ist oft Triebfeder von sozialem und technischem Fortschritt. Diese Aufgabe hat er auch wahrzunehmen, nämlich indem er Werte für eine Gesellschaft schafft. Genau dies zeigt das Werk der Hauptpreisträgerin Mazzucato. Sie analysiert klar und scharf, wie schädlich neoliberale Dogmen für die Gesellschaft sind. Mazzucato belässt es aber nicht nur bei der Analyse, sondern mischt sich in die öffentliche Debatte ein. Und genau das braucht es auch.“
Augenmerk auf Positionen abseits des neoliberalen Mainstreams
Doris Bures, Zweite Präsidentin des Nationalrates und Präsidentin des Renner-Instituts wies darauf hin, dass gerade der Kurt-Rothschild-Preis sein Augenmerk auf jene Positionen lenkt, die abseits vom neoliberalen Mainstream neue Wege zeigen. „Das gilt insbesondere für Mariana Mazzucato, die immer wieder – gemäß der Lehre von Kurt Rothschild – auf die gesellschaftliche Relevanz der Ökonomie hinweist. Dieser Zugang ist unsere Intention bei der jährlichen Vergabe des Preises“, so Bures.
Mazzucato: „Politik muss das tägliche Leben der Menschen verbessern“
Die Hauptpreisträgerin Mariana Mazzucato erklärte: „Ein großes Problem unserer Gesellschaft ist die Ungleichheit. Es hat offenbar einer Krise bedurft, um dies zu erkennen. Durch die Pandemie hat sich etwa die digitale Kluft erweitert. Die Lockdowns haben die Ungleichheit in der Bildung gesteigert. Und wir sehen, dass wir viel zu wenig auf den Klimawandel vorbereitet sind. Fazit: Wenn der Markt versagt, muss der Staat einsteigen. So kann es aber nicht bleiben. Wir müssen einen Umstieg und einen Wandel schaffen und die Prozesse so gestalten, dass sie von Beginn an im Sinne des Gemeinwohls sind.“ Wichtig dabei ist, die Investitionen ergebnisorientiert zu tätigen und immer die Bürgerin und den Bürger im Auge zu haben.
Weitere Preise:
Der Lebenswerk-Preis ging an Emmerich Tálos für Arbeiten zum Sozialstaat. Neben dem Hauptpreis und dem Lebenswerk-Preis wurden Preise an folgende weitere Wissenschafter*innen vergeben:
Tamara Ehs, Martina Zandonella: Demokratie in der (Corona)-Krise. Die Auswirkungen von sozialer Ungleichheit auf die Demokratie
Stefan Jestl, Emanuel List: Ungleichheit und Umverteilung während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise in Österreich – Neue Sichtweisen und Beiträge zur Diskussion
Katharina Mader, Judith Derndorfer, Franziska Disslbacher, Vanessa Lechinger, Eva Six: Home, sweet home? The impact of working from home on the division of unpaid work during the COVID-19 lockdown
Philip Rathgeb, Arianna Tassinari: Labour Politics between the Euro Crisis and Covid-19 Pandemic.